Bauers Depeschen


Dienstag, 07. Mai 2013, 1104. Depesche



 



LIEBE GÄSTE,

laut Computer-Statistik sind täglich Besucher von 650 Rechnern auf dieser Homepage zu Gange. Leider reicht diese Zahl von Menschen nicht aus, um 140 Karten à 15 Euro für den Flaneursalon am Freitag, 17. Mai, im Theater Rampe los zu werden. Vielleicht sollte ich die Seite schließen. Dann hätte ich Zeit, die restlichen Karten zu verkaufen.

INFOS & VORVERKAUF - KARTENTELEFON: 07 11 / 6 20 09 09-16



TERMINE

An diesem Mittwoch, 8. Mai, bin ich neben der Band Gold Stone & Silver und dem Entertainer Michael Gaedt Gast im Eröffnungsprogramm des Café Weiß. Einlass 18 Uhr. - Am Freitag, 10. Mai, lesen Wolfgang Schorlau, Volker Lösch und unsereins im Cinema in der Veranstaltungsreihe "10. Mai" zum Thema "Bücherverbrennung". 18.30 Uhr.



Die aktuelle StN-Kolumne - mit einem Veranstaltungstipp:

DAS LIED DES TAGES



ES GEHT SCHON

Es gibt diese Tage, da ist das Hirn träge, und die Füße tragen einen auch nicht weit. Weniger blumig formuliert heißt das: Ein Scheißvirus hat mich erwischt, und wie es der Zufall will, schickt mir Herr Dr. Peter Hoffmann aus Stuttgart diese aufbauenden Zeilen: „Verlieren Sie vor allem nicht die Lust dazu zu gehen. Ich laufe mir jeden Tag das tägliche Wohlbefinden an und entlaufe so jeder Krankheit; ich habe mir meine besten Gedanken angelaufen, und ich kenne keinen Gedanken, der so schwer wäre, dass man ihn nicht beim Gehen los würde. (...) Bleibt man am Gehen, so geht es schon.“

Diese Sätze hat der dänische Philosoph und Schriftsteller Sören Kierkegaard 1847 an seine Schwägerin Henriette geschrieben, und obwohl ich keine Schwägerin habe, werde ich mir die letzte Zeile übers Bett hängen: „Bleibt man am Gehen, so geht es schon.“

Damit kehre ich zurück auf den Boden meines trivialen Stuttgart-Lebens und widme mich einer Nische der Stadt, so klein, dass sie kaum einmal erwähnt wird. Einige Etagen unter Tage, im Club Tonstudio in der Theodor-Heuss-Straße 23, lädt immer montags eine kleine Gruppe unermüdlicher Menschen zu Themenabenden. Wortspielerisch nennen sie sich „Montagegruppe“.

Es sind die Montage, um die sie sich kümmern. Als alles anfing, vor mehr als zehn Jahren, galten Montage als tote Tage. Nichts los am Abend in der Stadt. Es ging aber auch um eine Art kultureller Werksmontage; die Initiatoren bearbeiten die Fragen des Lebens, auch die überflüssigsten, immer gründlich und meist zum Nulltarif. Mal erzählen sie über Sinn und Unsinn von Rhythmusmaschinen in der Popmusik, mal über die Rotlicht-Geschichte der „Vereinigten Hüttenwerke“ in der Stuttgarter Altstadt, mal über die Kunst des vegetarischen Kochens. Heute beschränken sich ihre Veranstaltungen nicht mehr auf den Wochenbeginn, sie sind auch an anderen Tagen präsent, etwa in der neuen Stadtbibliothek, im Theater Rampe, in Cafés und Kneipen.

Zu den Gründern des freien Mitmach-Unternehmens gehörten der Journalist Arne Braun (heute einer von Kretschmanns Regierungssprechern) und der Orthopädiemechaniker Michael Piltz. Herr Piltz ist leidenschaftlicher Musikliebhaber, engagierter Hobbyforscher auf diesem Gebiet und Stammgast in Stuttgarter Plattenläden. Seine Montage-Zirkel hält er zusammen mit dem DJ, Musiker und Veranstalter Andreas Vogel am Laufen.

Es war Herr Piltz, 44, der mir eines Tages mit sicherem Griff bei Ratzer Records die neu aufgelegte Vinly-Version eines Albums von Michael Hurley aus dem Regal zog. Diese Platte aus den Siebzigern heißt „HiFi Snock Uptown“, das Cover ziert eines der skurrilen Cartoons des Musikers, die Songs sind von zeitloser Schönheit. Alles, was Amerikas Country-, Blues- und Folksänger auf der Straße erlebt haben, wird in diesem Sänger, Gitarristen, Pianisten, Geiger lebendig. Wie Woody Guthrie ist er einer dieser Musiker und Maler, die einen Leben lang unterwegs und sich für keinen Job zu schade waren.

Michael Hurley, 1941 in Pennsylvania/USA geboren, feiern Kenner als lebende Legende. Als poetischen, melancholisch-heiteren, nie kitschigen Sänger und Songschreiber, der lieber in den Wäldern und Bergen von Vermont abtauchte, als sich um seine Karriere zu kümmern. „Seine Biografie hört sich an wie der beste Roman, den Jack Kerouac nie geschrieben hat“, notierte „Der Spiegel“. „Seine Folk-Songs wurden von Kritikern gerühmt und von Kollegen nachgesungen.“

Diese Sätze klingen fast, als hätte Michael Hurley, 71, schon das Zeitliche gesegnet. Irrtum. Am Montag, 13. Mai, spielt er im Stuttgarter Tonstudio (Beginn 21 Uhr). Veranstalter ist die Montagegruppe, freundschaftlich unterstützt von der Agentur Music Circus. Diesmal ist ein kleines Eintrittsgeld fällig, der Weg von den Vereinigten Staaten nach Stuttgart ist weit.

Kleine, fast unbemerkte Ereignisse wie der Auftritt des großen Michael Hurley in der Stadt sind für mich wie ein sanfter Tritt, das Zeichen, den Liedern des Herumziehers zu folgen. Bleibt man am Gehen, so geht es schon.



KOMMENTARE SCHREIBEN IM LESERSALON



FRIENDLY FIRE:

NACHDENKSEITEN

BLICK NACH RECHTS

FlUEGEL TV

RAILOMOTIVE

EDITION TIAMAT BERLIN

Bittermanns Fußball-Kolumne Blutgrätsche

VINCENT KLINK

KESSEL.TV

GLANZ & ELEND





 

Auswahl

27.08.2022

24.08.2022

22.08.2022
17.08.2022

14.08.2022

10.08.2022
07.08.2022

06.08.2022


Depeschen 2281 - 2310

Depeschen 2251 - 2280

Depeschen 2221 - 2250

Depeschen 2191 - 2220

Depeschen 2161 - 2190

Depeschen 2131 - 2160

Depeschen 2101 - 2130

Depeschen 2071 - 2100

Depeschen 2041 - 2070

Depeschen 2011 - 2040

Depeschen 1981 - 2010

Depeschen 1951 - 1980

Depeschen 1921 - 1950

Depeschen 1891 - 1920

Depeschen 1861 - 1890

Depeschen 1831 - 1860

Depeschen 1801 - 1830

Depeschen 1771 - 1800

Depeschen 1741 - 1770

Depeschen 1711 - 1740

Depeschen 1681 - 1710

Depeschen 1651 - 1680

Depeschen 1621 - 1650

Depeschen 1591 - 1620

Depeschen 1561 - 1590

Depeschen 1531 - 1560

Depeschen 1501 - 1530

Depeschen 1471 - 1500

Depeschen 1441 - 1470

Depeschen 1411 - 1440

Depeschen 1381 - 1410

Depeschen 1351 - 1380

Depeschen 1321 - 1350

Depeschen 1291 - 1320

Depeschen 1261 - 1290

Depeschen 1231 - 1260

Depeschen 1201 - 1230

Depeschen 1171 - 1200

Depeschen 1141 - 1170

Depeschen 1111 - 1140

Depeschen 1081 - 1110

Depeschen 1051 - 1080

Depeschen 1021 - 1050

Depeschen 991 - 1020

Depeschen 961 - 990

Depeschen 931 - 960

Depeschen 901 - 930

Depeschen 871 - 900

Depeschen 841 - 870

Depeschen 811 - 840

Depeschen 781 - 810

Depeschen 751 - 780

Depeschen 721 - 750

Depeschen 691 - 720

Depeschen 661 - 690

Depeschen 631 - 660

Depeschen 601 - 630

Depeschen 571 - 600

Depeschen 541 - 570

Depeschen 511 - 540

Depeschen 481 - 510

Depeschen 451 - 480

Depeschen 421 - 450

Depeschen 391 - 420

Depeschen 361 - 390

Depeschen 331 - 360

Depeschen 301 - 330

Depeschen 271 - 300

Depeschen 241 - 270

Depeschen 211 - 240

Depeschen 181 - 210

Depeschen 151 - 180

Depeschen 121 - 150

Depeschen 91 - 120

Depeschen 61 - 90

Depeschen 31 - 60

Depeschen 1 - 30




© 2007-2024 AD1 media ·