Bauers Depeschen


Mittwoch, 02. März 2016, 1597. Depesche



HEIMSIEG: Stuttgarter Kickers - SV Wehen Wiesbaden 1:0

 

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LIED DES TAGES



LIEBE GÄSTE,

der nächste Text für meine StN-KOLUMNE "Joe Bauer in der Stadt", die es auch nach der bevorstehenden redaktionellen Fusion von StZ und StN geben wird, ist an dieser Stelle am Donnerstag zu lesen. Thema: Im Stuttgarter Asemwald habe ich am Montag den Agrarwissenschaftler Theodor Bergmann, kritischer Kommunist und Mitglied der Partei Die Linken, besucht: Am 7. März feiert er im Kreis seiner Familie in Israel seinen 100. Geburtstag.

Auf der Depeschenseite vom 1. März findet man meine Rede, die ich auf der jüngsten MONTAGSDEMO gegen S 21 auf dem Schlossplatz gehalten habe - es war meine letzte in dieser Reihe, zumindest in diesem Jahr. Es gibt jetzt genügend andere wichtige Dinge zu tun.

Vor dem nächsten FLANEURSALON sind noch einige Plätze frei: Wir treffen uns am Dienstag, 22. März, in der Friedenau in Ostheim. Mit den Musikern Stefan Hiss, Marie Louise & Zura Dzagnidze. Durch den Abend führt Michael Gaedt. Im schönen Wirtshaussaal der Friedenau werden ab 18 Uhr Essen & Getränke serviert. Ab 20 Uhr gibt es Lieder, Geschichten und andere Merkwürdigkeiten. Reservierungen: 0711 / 2 62 69 24.

Das BASIS-FEST - noch ein TERMIN: Freunde und ich veranstalten am Samstag, 16. April, in der Hauptstätter Straße 41 im Leonhardsviertel ein kleines Fest, und zwar im BASIS - im kleinen DGB-Beratungszentrum im ehemaligen, heute legendären Café Schmälzle. Es gibt Musik mit Steve Bimamisa & Michael Dikizeyeko, der Chor der Vesperkirche rahmenlos & frei singt auf engstem Raum, unsereins erzählt vom Viertel - dazu werden internationale Gerichte serviert. Das BASIS-FEST in der Altstadt. Näheres demnächst.



Den folgenden kleinen Text habe ich neulich für die StN-Samstagsbeilage SOLO gemacht. Thema: Gibt es linken Fußball?



EINE FRAGE DER HALTUNG

Die Frage „Gibt es linken Fußball?“ taucht regelmäßig auf, seit sich der mit Abitur gerüstete Bayern-Spieler Paul Breitner in den siebziger Jahren mit der „Mao-Bibel“ fotografieren ließ und Che Guevara als seine Vorbild nannte. Da Breitner auch eine Afro-Mähne trug, war er in der Ära der sich ausbreitenden Popkultur hierzulande wie geschaffen für das „Revoluzzer“-Klischee des Boulevards. Mit dem Spiel an sich hatte das nichts zu tun, dafür aber mit einer neuen Wahrnehmung des Fußballs, dem traditionellen Arbeitersport, der jetzt auch Intellektuelle beschäftigte.

Ende der Siebziger verkündete Argentiniens Nationaltrainer César Luis Menotti, er befreie den Fußball von der „Diktatur der Taktik“ und dem „Terror der Systeme“. Diese Botschaft schien sich zu erfüllen, als sein Team 1978, während der Diktatur der argentinischen Folter-Junta, Weltmeister wurde (vermutlich auch dank verschobener Spiele). Rein fußballerisch setzte Argentiniens Trainerlegende auf einen durch und durch spielerischen Akt zur Freude des Volkes und proklamierte die Ideen der Befreiung, der Demokratie, der humanen Selbstverwirklichung.

Menottis Philosophie, linkes Gedankengut ins Spiel zu integrieren, war reizvoll, zumal der Fußball mit seiner enormen Popularität und ökonomischen Maßlosigkeit dem Turbo-Kapitalismus viel näher steht als den Ideen von Gleichberechtigung und Klassenlosigkeit.

Nach Menottis vorzugsweise verbalen Erfindung einer linken Spielweise, die auf dem Platz selten Konturen gewann, wandelten sich die Taktiken ununterbrochen: Wir erlebten den Individualisten-Kult der Maradonas und Zidanes ebenso wie den zerstörerischen deutschen Rumpelfußball, später die faszinierenden Alleskönner-Teams, in denen, wie in Barcelona und zeitweise in Jogi Löws DFB-Team, die Spielchoreografie sich in Richtung Kunst bewegt. Es geht dabei um Fußball mit Haltung: „Eine Niederlage ist niemals ein Fiasko. Ein Fiasko wäre es, wenn wir auf unseren Stil verzichten würden ...“, sagt Barcelonas Superstar Iniesta.

Kommen wir zur Ausstrahlung eines Fußballs, der durchaus Werte vermitteln kann, die historischem linken, sprich freiheitlichem, emanzipatorischem Gedankengut entsprechen. Das brasilianische Fußball-Genie Sócrates (1954 bis 2011), Nationalspieler und Kinderarzt, kämpfte in den Achtzigern für Mitbestimmung im Verein und nutzte das Spielfeld als Podium der Agitation: Zusammen mit linken Kollegen lief er im Trikot mit der Aufschrift „Demokratie jetzt“ auf.

Solche Aktionen haben allerdings nichts mit einer linken Spielweise zu tun, sondern mit Fußball als Bühne. Wer sich als Linker der globalen Fußballkultur als Bestandteil des Lebens nähern will, muss die Texte des früheren argentinischen Nationalspielers Jorge Valdano lesen. 1986 schoss er im WM-Finale in Mexiko ein Tor zum 3:2-Sieg gegen das deutsche Team, später ging er als Spieler und Trainer nach Spanien, wirkte zuletzt als Direktor bei Real Madrid. Dieser kluge, literarisch bewanderte Intellektuelle und Poet, der die Schönheit des Spiels und das kollektive Erlebnis über den Erfolg stellt, analysierte in seiner 2004 erschienen Textsammlung „Über Fußball“ eine Entwicklung, gegen die wir vor allem heute zu kämpfen haben: „Der Rassismus, der die Straßen erobert, findet auf den Fußballplätzen seine Fortsetzung und beleidigt die Intelligenz und das Wesen jedes Sport.“ Die „widerliche Verachtung der Andersartigen, die zur Schau gestellt wird, um zu demütigen“, sei „schlicht und einfach ein faschistischer Akt“. Wer aus dem Spiel eine „Frage der Ehre“ mache und glaube, „dass ein Trikot ein Vaterland“ sein, pervertiere die Integrationsfähigkeit, den größte Wert des Fußballs. Auch wenn er selbst nie von linkem Fußball sprach, fand Valdano großen Respekt bei Linken: Er definiert seinen Sport als wichtige Brücke über alle Sprachgrenzen hinweg zu einem solidarischen Umgang der Menschen miteinander.

Warum die totale ideologische Vereinnahmung des Fußballs zum Glück so gut wie nie gelingt, lehrt uns im Übrigen ein Satz aus der Franco-Dikatur: „Alle Faschisten sind Anhänger von Real Madrid. Aber nicht alle Anhänger von Real Madrid Faschisten.“



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