Bauers Depeschen


Mittwoch, 21. Mai 2014, 1289. Depesche



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DAS STRASSENFEST AM SAMSTAG:

SCHMUDDEL-BANKETT IN DER ALTSTADT

Es geht los: Stuttgarts 1. Schmuddel-Bankett am kommenden Samstag im Leonhardsviertel. Ein paar Leute, die in der Altstadt leben, dort arbeiten oder Freunde des Quartiers sind, haben sich zur Bürgerinitiative Unsere Altstadt zusammengefunden. Jetzt machen wir, nach der Suppenküche im vergangenen Dezember, unsere zweite Aktion. Motto: "Die Altstadt darf nicht vor die Hunde gehen!" Essen unter freiem Himmel, Live-Musik, Film-Vorführung, Aktionen. Beginn 14 Uhr, Ende gegen 20 Uhr.

Es spielen die Band Anjabelle (mit Anja Binder, Jens-Peter Abele, Marquis de Shoelch) und die Sängerin Ginger Redcliff. Der Rapper Toba Borke und der Beatboxer Pheel besuchen uns zwischen 14 Uhr und 15 Uhr. Um 15 Uhr kommt der Kabarettist Peter Grohmann und erzählt uns etwas über den einstigen Club Voltaire in der Leonhardstraße 8. Dort gingen große politische Köpfe und berühmte Künstler ein und aus, auch ein junger Schnösel namens Joschka Fischer ...



FLANEURSALON IM LAB:

JETZT KARTEN PER TELEFON

Am Mittwoch, 28. Mai, ist es so weit: Der Flaneursalon gastiert nach 15 Jahren seines Bestehens zum ersten Mal im LABORATORIUM, in Stuttgarts ältestem Live-Club. Auf die Bühne gehen Stefan Hiss & Freunde, Dacia Bridges, Roland Baisch. Beginn ist um 20.30 Uhr. Es gibt noch Restkarten: 07 11 / 6 49 39 26. Am Tag danach ist übrigens Himmelfahrt, da kann man doch am Vorabend mal durch die wärmende Hölle des Stuttgarter Ostens gehen.



Der Klick zum

LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



RIO BRAVO

Ich wollte nicht richtig losziehen, nicht stramm herumgehen und Beute fürs Notizbuch machen. Mir nur die Füße vertreten, zur Entspannung. Was ist das für ein blöder Ausdruck: sich die Füße vertreten. Der Oberbürgermeister vertritt eine ganze Stadt. Das heißt nicht unbedingt, dass er die Stadt mit Füßen tritt. Er ist mit anderen Dingen beschäftigt. Man hört nichts von ihm, wenn nicht gerade ein Mülleimer umgefallen ist. Die Zurückhaltung könnte mit den anstehenden Wahlen zu tun haben. Er selbst ist ja schon gewählt, muss also nur als Kühlerfigur seiner Partei leuchten, und das ist schwierig zwischen den Luftpumpen der grünen Radfahrer.

Sakrament, ich wollte mir doch die Füße vertreten. Als Einstieg wählte ich eine Straßenbahnfahrt nach Bad Cannstatt. Cannstatt ist mein Sündenfall. Bin viel zu selten dort. Weiß nicht, woran es liegt. Es hat nichts mit Fußball zu tun. Das alte Gesetz, ein Kickers-Fans gehe lieber über den Jordan als über den Neckar, gilt nicht für mich. Das Neckarstadion gegenüber vom Wasen liegt eindeutig im Niemandsland der Welt.

Einer nicht gerade wachsenden Minderheit ist der Fußballplatz des VfB auch als Mercedes-Benz Arena mit fehlendem Bindestrich bekannt. Der Bindestrich darf nicht gesetzt werden, weil Marketing-Typen glauben, ein grammatikalisch korrektes und notwendiges Zeichen könne das „Alleinstellungsmerkmal“ der „Marke“ zerstören. Anders gesagt: Das Branding wäre am Arsch. Psychologisch, also psychopathisch aus der Perspektive des Reklamefuzzis betrachtet, könnte der Bindestrich zwischen Produktname und Anhängsel dazu führen, dass ein vom Bindestrich verwirrter Daimler-Kunde ins Autohaus kommt und sagt: Guten Tag, ich hätte gern einen Mercedes-Benz-Arena. Eine Karre namens Arena gibt es aber nur bei Opel.

Werbetexter setzen fast keine Satzzeichen mehr, aus „optischen“ Gründen. Auch auf vielen Wahlplakaten fehlen Satzzeichen. Hat mit der Vorbildfunktion der Politiker zu tun. Jungs, lernt bloß kein Deutsch. Nach meiner Erfahrung hat der Tod der Interpunktion simple Gründe. Erstens interessiert sich eh keiner mehr für eine korrekte Sprache, wie die Ghostwriter-Verlautbarungen der Politiker im Internet beweisen. Zweitens sprechen und schreiben viele Politiker generell ohne Punkt und immer im Koma.

In Bad Cannstatt ist es schön. Als sich Ende des 19. Jahrhunderts die Annexion von Cannstatt anbahnte und sich Stuttgart den Ort 1905 schließlich einverleibte, wählte man eine Sprachregelung, die später die neue Republik und die ganze Welt erschüttern sollte. Man nannte es „Vereinigung“. Cannstatt hatte 26 500 Einwohner, Stuttgart samt Cannstatt 250 000. Mit der Vereinigung setzten die Stuttgarter alle naturgegebenen Grenzen außer Kraft. Schon im 18. Jahrhundert hatte der Schriftsteller Karl Julius Weber seinen Zorn formuliert: „Stuttgart sollte eigentlich da liegen, wo das weit ältere Cannstatt liegt. Am schönen Neckar; der verdammte Nesenbach verdirbt alles.“ (Er hat damals, in weiser Voraussicht, ganz schön gestunken.)

Heute verdirbt der verdammt tapfere Nesenbach den großmäuligen Stuttgart-21-Bauern regelmäßig ihr Geschäft. Er lässt sich nicht bändigen. Vor Freude will ich ihn künftig Rio Bravo! nennen (vom schönen Neckar haben die meisten Rathaus-Politiker sowieso nie gehört.) Eine Weile ging ich durch den Cannstatter Kurpark. Ein aufregender, fast wilder Ort. Kein Wunder, dass ein Schild im neuen Biergarten hinter dem Kursaal voller Stolz auf ein „Felsen-WC“ verweist. Wer hat das schon. Man verrichtet sein Geschäft in einem kleinen Tunnel im Erdreich und begreift, wozu frisch gebohrte Tunnel in der Stadt in Wahrheit gut sind.

Ich ging in der Cannstatter Altstadt herum. Was für Ecken und Plätze (der kleine Thaddäus-Troll-Platz mit seinem Brunnen), was für gut erhaltene alte Häuser, was für einladende Wirtschaften. Womöglich gibt es einen unsichtbaren Schutzwall gegen die internationalen Mafia-Truppen der Investoren. An der Außenwand der Weinstube Klösterle, einem Gebäude aus dem Jahr 1463, liest man auf einem Schild: „Ältestes Wohnhaus Groß-Stuttgarts“.

Es gibt also gar kein Stuttgart und erst recht kein Stuttgart-Bad Cannstatt. Es gibt ein Bad Cannstatt und ein Gernegroß-Stuttgart. Auf den ersten Herumgeher-Blick erscheint mir Bad Cannstatt größer. Geschichte macht groß.



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