Bauers Depeschen


Donnerstag, 04. Juli 2013, 1138. Depesche

 

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(Heute, Donnerstag, spielt die Band auf der Freilichtbühne Killesberg, 19 Uhr. Es gibt noch genügend Karten an der Abendkasse)



Die aktuelle StN-Kolumne:



VON SEIFEN UND HÜTEN

Die Kronprinzstraße zwischen Calwer ­Straße und Königstraße habe ich noch nie verstanden. Kann nichts mit ihr anfangen, sie hat kein erkennbares Gesicht. Ihr ­Namensgeber war 1811 der Kronprinz und spätere König Wilhelm I. Die heutige Kronprinzstraße ist ein Gebilde der Nachkriegszeit, und so wie wir sie kennen, muss sie als überirdische Verlängerung für die Tiefgarage Rotebühlplatz mit ihren sogenannten XXL-Parkplätzen erfunden worden sein. Lange Geschichte. Der Historiker ­Harald Schukraft schrieb 1986: „Durch ihre große Breite eignet sich die Straße hervor­ragend für Ausstellungen, Theateraufführungen oder ähnliche Massenveranstaltungen.“ Dann mal los.

Von der Kronprinzstraße Richtung Rotebühlplatz. Die berühmte Alte Poststraße, der schmale Durchgang zur Königstraße. An der Ecke der Laden Louis Lenz mit der Inschrift: „Hutmacher seit 1823“. Gott schütze ihn, damit er in zehn Jahren mit Pauken und Trompeten auf einer Massenveranstaltung in der Kronprinzstraße seinen 200. Geburtstag feiern kann. Ohne eine gute Mütze und einen guten Hut ist der Mensch kein Mensch.

Es gibt eine große Lenz-Tradition in Stuttgart. Der Seifen-Lenz an der Esslinger Straße im Bohnenviertel wurde schon 1785 gegründet. Ich schätze, wer sich einst beim einen Lenz eine schöne Seife und beim anderen Lenz einen coolen Hut geholt hat, der konnte sich sehen lassen. In der Gegend der Alten Poststraße sind früher die Pferde­kutschen angekommen und abgefahren, und bevor ich am Postplatz mit einer Seife vom einen Lenz im Koffer in eine Pferde­kutsche gestiegen wäre, hätte ich mir beim anderen Lenz noch schnell einen zusammenroll­baren Reisehut geholt.

Im Stockwerk über Louis Lenz ist das Braut- und Abendmoden-Geschäft Saray untergebracht, im Haus daneben der Laden Dr. Müller Sex Shop. Im Schaufenster liegen kunsthandwerklich bemerkenswerte Werkzeuge, die gelungensten aus dem ­Naturprodukt Holz. Sie sehen aus wie ­kleine Plastiken. Ein Doktortitel im Namen eines Sex-Geschäfts schafft beim Publikum Vertrauen, schon weil die Instrumente im Schaufenster an orthopädische Produkte erinnern, an sauber gedrechselte Krücken und schwungvoll geformte Prothesen, wie der Patient sie liebt.

Eine Ecke, an der du in einem Aufwasch einen Hut, ein Brautkleid und sexuelle Gehhilfen kaufen kannst, trägt nach meinem Gefühl erheblich zum menschlichen Fort­bestand einer Stadt bei. Die Kolumne, die ich regelmäßig fülle, trägt im Titel das Versprechen „in der Stadt“, also kann ich nicht so tun, als gäbe es keinen Sex in der Stadt. Sex kommt selten vor in dieser ­Kolumne, und wenn, dann weil es Verkehrsprobleme in der Altstadt gibt.

Auch ein halbes Jahrhundert nach den ersten Aufklärungsmissionen Oswald ­Kolles ist Sex bei uns ein heikles Thema. Neulich, als ich berichtete, wie ich vor einem Lifestyle-Salon „für Hunde und Halter“ am Weißenburgplatz „schwanz­wedelnd“ abdrehte, hat sich ein Leser furchtbar erregt. Warum, ist nicht klar. Da ich keinen Hund habe, konnte ich schlecht der Halter sein. Also war ich der Hund.

Auch wundere ich mich bis heute, warum ein Laden Sex-Shop heißt. In einem solchen Haus kann ja keiner richtigen Sex kaufen, wie in einem Freudenhaus. Sex-Shops bieten Geschmacksverstärker zur Ausübung von Sex. In einem Hutladen dagegen kann der Kunde einen Hut kaufen und nicht nur eine Hutnadel und in einem Seifenladen eine Seife und nicht nur eine Seifenschale.

In einem Korb neben der Sex-Shop-Kasse lagert ein Haufen DVDs. Offensichtlich sind diese Filme trotz der günstigeren Produkte im Internet nach wie vor beliebt. Ich wüsste gern, ob es den vielen Konsumenten beim Pornofilmschauen ­ähnlich geht wie den Millionen Fernsehzuschauern bei den Kochshows. Der allergrößte Teil der Kochshow-Fans schaut sich die Sendungen hungrig an, ohne danach je eines der deli­katen Menüs selbst zu fertigen. Am ­Ende ­nimmt der Kochshow-Fan eine Pizza-­Scheibe an der Fast-Food-Bude.

Viele junge Menschen, vorwiegend in den Grundschulen, habe ich gehört, verwechseln Internetfilme mit dem realen Leben. Sie glauben, brutale Pornostreifen im Netz spiegelten ganz normalen Sex. Ein junger Mann, der in dieser Sache in Schulen Aufklärungsarbeit leistet, hat mir erzählt, es sei verdammt schwer, seiner Klientel den Unterschied zwischen Pornofilmen im Internet und Liebe im Leben nahezubringen. Er versucht es mit allen Mitteln, er ist ein guter Redner und ein guter Rapper.

Im Vergleich zum Pornogeschäft im Internet wirkt ein Sex-Shop heute wie eine ­Kolonialwarenhandlung; die Kunden scheinen gerade aus einer Pferdekutsche von Thurn und Taxis gestiegen zu sein. Bei Louis Lenz habe ich noch einen günstigen Sommerhut aus Papier geholt, bevor ich unter der Julisonne fortwedelte zum Seifen-Lenz.



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