Bauers Depeschen


Samstag, 20. April 2013, 1092. Depesche



ABSTIEGSKAMPF: SpVgg Unterhaching - Stuttgarter Kickers 1:1 



Vorverkauf läuft ...

FLANEURSALON IN DER RAMPE

Freitag, 17. Mai, 20 Uhr, Zahnradbahnhof Filderstraße, Theater Rampe: Die Lieder- und Geschichtenshow mit Roland Baisch & Sohn Sam, Zam Helga & Tochter Ella, Toba Borke & Pheel - unsereins ist auch dabei. Den Abend widmen wir der Rampe-Intendatin Eva Hosemann - sie verlässt die Bühne nach dieser Saison. Noch einen Tusch!

INFOS UND VORVERKAUF



DAS LIED DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne "Joe Bauer in der Stadt":



VOLL GRÜN

Das Herumgehen in der Stadt stillt so gut wie nie das Bedürfnis abzuschalten, wegzudriften.Das Herumgehen fördert nur die Neugier, von den Häusern in der Stadt mehr zu sehen als ihre Schaufenster. Beim Her­umschauen gerät der Herumgeher rasch in ein Werbemüllchaos, schlimmer als die Verkehrszeichenseuche in der Landesstaustadt Stuttgart. Ich gehe zwischen Marienstraße und Tübinger Straße am Alten Schauspielhaus vorbei, die Bühne kündigt „Der Kaufmann von Stuttgart “ an. Ein Pressluftbohrer rattert, über mir lese ich das Ladenschild „fifty fifty fashion“, daneben „Schlatter Gerüstbau“, und dann stolpere ich gegen einen Bauzaun vor aufgerissenem Asphalt. Dahinter im Fenster die Zeile: „Typisch BW-Bank Kunden: Bauen ihr Glück im Maßstab 1:1.“

Den Bindestrich zwischen Bank und Kunde habe nicht etwa ich vergessen. Der Strich wurde ein Opfer des sogenannten „Wording“, der „Unternehmenssprache“.

Beim Schreiben dieser von Marketinghirnen verhunzten Sprache achtet man darauf, den Firmen­namen durch kein Satzzeichen zu schänden: „BW-Bank Kunde“.

Ein Firmenlogo, befiehlt der Marketingboss , muss allein stehen. So rechtfertigt der Marketingboss seine eigene Existenz und baut mit dem Lohn dafür sein Glück im Maßstab 1:1. Im Fall des allein stehenden VfB Präsidenten Mäuser brachte der fehlende Strich die Firmenphilosophie auf den Punkt: Es war wegweisend, ein VfB-typisches Luftloch zwischen Club und Chef zu lassen. Der Marketingmanager Mäuser fand keine Bindung und wurde gestrichen.

Im Fall der BW-Kunden hat der Rest der Wortwahl allerdings nichts mit grammatikalischen Willkürregeln zu tun. So etwas entsteht im Endstadium des Werbetexterwahnsinns: „Bauen ihr Glück im Maßstab 1:1“. O Bankkaufmann von Stuttgart.

Straßen, Häuserwände, Schaufenster sind zugepflastert mit Reklamekram, der besoffen macht. In der U-Bahn­station Stadtmitte stehe ich vor zwei Vitrinen mit Plakaten, die vor Alkoholmissbrauch ­warnen. Genau dazwischen hängt eine Vitrine mit fetter Werbung für Hofbräu.

Der visuelle Schrott vermehrt sich Tag für Tag. Viele der neurotischen Animiersignale sind hässlich, passen nicht hin, wo sie sind, ­ vergewaltigen die Reste der Architektur.

Im Stress, ständig neue „witzige“ Sprüche zu erfinden, verlieren humorlose Kreative die Kontrolle. In der Eberhardstraße sehe ich zwei Schaufensterplakate. Nummer eins: „Papa, haben wir auch voll grünen Strom?“ – Nummer zwei: „Mama, schnell hol neuen Strom!“

Ich werde grün im Gesicht, das kann ich spüren, und der Strom, das kann ich riechen, beginnt hemmungslos zu fließen. „Mama“, brülle ich, „schnell hol Papa. Ich hab voll die Hosen voll.“

Man müsste gegen die Kinderschänder vorgehen. Sie grün an­malen und an den nächstbesten Strommast ketten. Wie kann ein biologisch erwachsener Reklamefuzzi einem unschuldigen Geschöpf diesen verbrecherischen Satz in den Mund legen: „Mama, schnell hol ­neuen Strom!“

Obwohl keine Mama und kein Papa, habe ich Lust, der Aufforderung nachzukommen. Ein paar Kilowatt gibt es womöglich drüben in der Markthalle, das Ganze grün und geschnitten. Mama, schreie ich, schnell hol den Werbemann. Ich habe ihm das Glück im Maßstab 1:1 gebaut. Sein neuer Stuhl ist voll elektrisch.



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