Bauers Depeschen


Donnerstag, 20. September 2012, 979. Depesche



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MIT MARTINA BRANDL IN DER ROSENAU

An diesem Freitag, 21. September, präsentiert die liebenswerte Comedy-Künstlerin und Autorin Martina Brandl in der Rosenau die neue Live-CD zu ihrer Show "Jedes zehnte Getränk gratis". Mit von der Partie bei der CD-Premiere sind als Bühnengäste ihre Kollegen Roland Baisch und Helge Thun, der Schriftsteller Wolfgang Schorlau und unsereins. Beginn: 20 Uhr.



ES GIBT NOCH KARTEN FÜR

DEN FLANEURSALON AM DIENSTAG

Am Dienstag, 25. September, ist die Lieder- und Geschichtenshow im Club Speakeasy, Rotebühlplatz 11, zu Gast: Flaneursalon mit Zam Helga, Toba Borke & Pheel, Dacia Bridges & Alex Scholpp (& unsereins). Beginn 20.30 Uhr. Karten gibt es Di - Sa im Plattencafé Ratzer Records im Leonhardsviertel (neben dem Brunnenwirt) und im Internet: EVENTBÜRO. Und an der Abendkasse.



DEMO-WOCHENENDE

AM SAMSTAG, 29. September, gibt es vor dem zweiten Jahrestag des "Schwarzen Donnerstags" (30. September) eine Stuttgarter Großdemo. Die Kundgebung geht thematisch über S 21 hinaus, sie behandelt Justizwillkür, Spekulantengier, Stadtzerstörung, Bankendiktatur - und läuft so:

13 UHR HAUPTBAHNHOF: Stuttgarts ehemaliger Bahnhofsvorsteher Egon Hopfenzitz geht mit seinem Florenzer Pendant Tiziano Cardosi auf die Bühne; der Italiener kämpft in seiner Heimat gegen ein Großprojekt der von ehemaligen Automanagern geführten Bahn. - Danach Demozug zum Schlossplatz.

14.30 UHR SCHLOSSPLATZ: Es reden Walter Sittler, Volker Lösch, Michael Wilk (Frankfurt am Main), Dieter Reicherter, Winfried Wolf (Berlin), Joe Bauer.

Musik: Mood a.k.a., Rapper Toba Borke, Kleines Elektronisches Weltorchester (Mannheim), Trommlergruppe Lokomotive Stuttgart.

AM SONNTAG, 30. September, findet im Mittleren Schlossgarten der zweite Gedenktag zum Angriff der Polizei-Wasserwerfer auf die Demonstranten gegen Stuttgart 21 statt. Lesungen, Musik. Beginn: 11 Uhr.



SOUNDTRACK DES TAGES



Die aktuelle StN-Kolumne:



ELEFANTEN

Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es gesund ist, sich ständig mit der eigenen Stadt zu beschäftigen. Wo es doch heute relativ viele andere Städte gibt auf der Welt. Andere Städte, das gebe ich zu, sind zu Fuß nicht so leicht zu erforschen wie das urbane Elend vor der eigenen Haustür. Aber zum Glück gibt es die schöne Eisenbahn.

Neulich fuhr ich ins schöne Kassel, da musste ich in Stuttgart früh morgens in einen „Ersatzzug“ umsteigen, weil der Premium-ICE der Deutschen Bahn schwächelte. Eine meiner nächsten Reisen führte nach Dortmund, auf der Rückfahrt bin ich eine halbe Stunde in Köln hängen geblieben, weil am Zugschwanz etwas kaputt gegangen war. Ich hätte in Köln bleiben können, es hätte mir gefallen, weil es in Bahnhofsnähe einen weltberühmten Fluss samt Brücken mit Aussicht gibt. Aber ich bin ein Gewohnheitstier und nach Hause gefahren, auch weil die Kölner einen Scheißfußballclub haben. Fast wie bei uns daheim.

Wenn ich zu Hause unseren Bahnhof verlasse, sage ich mir: Verdammt, was machst du schon wieder in den Ruinen? Die Antwort lautet: Es gibt nun mal, und das ist der Antrieb des Spaziergängers, immer wieder neue Dinge zu sehen in der Stadt, Dinge, die kein Mensch je zuvor gesehen hat.

In den Straßen hat man einzigartige Riesenplakate aus PVC gehängt. Man sieht darauf einen grinsenden Allerweltstypen mit zwei kleinen, fast noch ungeborenen Kindern auf dem Schoß. Eines der Kinder zieht den Mann am rechten Ohrlappen. Links würde er sowieso nichts spüren

Früher, als angeblich die Atombomben der Russen und Amis über unseren Häuptern schwebten, haben die Reklamefuzzis solche Motive als Heile-Welt-Bilder verbreitet. Das war in den fünfziger Jahren. Der Papa erschreckte die Kinder mit seinem feisten Wirtschaftswundergrinsen, während Mutti im Keller an ihrer Miele-Wasch­maschine schraubte oder in der Küche eine Gurke in den Saft-Mixer von Bosch steckte. Danach hat Mutti ihren Frauenarzt-Roman gelesen und Papa seinen Opel ­Rekord ge­waschen.

Ein halbes Jahrhundert später erinnern Wahlplakate in der Stadt an diese Zeit, und wir begreifen: Es gibt schlimmere Bedrohungen als die Atombombe.

Es ist auch nicht länger die Revolution, die ihre Kinder frisst. Diesen Kannibalen-Job macht jetzt der Rathaus-Kandidat. Etwas Stilloseres als die Fototapete mit den Kleinen, Boulevard-Kitsch aus dem Emotionsmixer der Propaganda, habe ich selten gesehen. Ein Fall für Unicef.

Am heutigen Donnerstag findet im Theaterhaus auf der Prag eine Podiumsdiskussion mit den Zugnummern des OB-Wahlkampfs statt, und wenn ich gerade behauptet habe, in diesem Geschäft gehe es ums Menschenfressen, dann nicht ohne Beweise. Die Moderatorin der Veranstaltung, ihres Zeichens Chefredakteurin der Berliner taz, hat den Abonnenten ihres Blattes mitgeteilt, sie moderiere den Abend höchstpersönlich – und zwar „mit Biss“. „Versprochen!“.

Mit Versprechen von Damen habe ich in meinem Leben nicht immer gute Erfahrungen gemacht, und diesmal bin ich auf die Einhaltung besonders gespannt. Besagte Journalistin hat neben ihren Vampirzähnen eine „Elefanten-Runde“ mit „moderatorischer Finesse“ angekündigt. Unter den Jumbos befindet sich selbstverständlich auch der erwähnte Heile-Welt-Onkel vom Plakat. Die Frage lautet: Ist er nach seinem von Kinderhand gezwicktem Ohrlappen noch rüstig genug für einen Damen-Biss in den Elefantenrüssel?

Der Abend im Theaterhaus, verspricht uns die Chefredakteurin noch, werde „spannend, kontrovers – und sehr partizipativ und vielseitig“. Ich geh dann mal zum Zug.

NACHTRAG: Unsereins war bei der Theaterhaus-Veranstaltung. Was kam dabei heraus? Die Leute, die reingegangen waren. Auf dem Rückweg habe ich mir noch die letzten Stücke des schwedischen Sängers/Songschreibers Kristofer Aström und seiner Band im Club Universum am Charlottenplatz angehört. Das war groß.

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